[H1] Viel zu wenig gegen starke Bliesener

Die erste Volleyballherrenmannschaft der TuS Kriftel unterliegt überraschend deutlich mit 0:3 (21:25, 23:25 und 22:25) beim Tabellenzweiten aus Bliesen und macht den Kampf um die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest dadurch wieder spannend.
Es hätte ein packendes Spitzenspiel vor ausverkauften Rängen zwischen dem Tabellenzweiten aus Bliesen und dem Klassenprimus TuS Kriftel werden können, doch die Obststädter waren an diesem Samstagabend gegen blendend aufgelegte, spielstarke und athletische Bliesener sowohl spielerisch als auch mental unterlegen. Dabei spielte die Ausgangsposition von 6 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze eindeutig den Kriftelern in die Karten, die gegen unter Druck stehende Bliesener eigentlich frei und gelöst hätten aufspielen können. Aber schon im Laufe der ersten zehn gespielten Punkte zeichnete sich ein Spiel unter umgekehrten Vorzeichen ab. Bliesen agierte mit dem lautstarken Publikum im Rücken von Beginn an überaus selbstbewusst und spielte mit der Selbstverständlichkeit und Dominanz eines Tabellenführers, während Kriftel eher zurückhaltend, passiv und fast schon eingeschüchtert das Bild des nervösen Verfolgers abgab. Bereits die ersten Angriffe der Saarländer schlugen wuchtig und unberührt im Krifteler Feld ein, und das Team von Trainer Dariusz Haratym ließ sich davon offenbar beeindrucken. Zaghaft waren die Bemühungen im Angriff und hektisch agierten die Spieler um Ersatzkapitän Tim Schön im Block und in der Feldverteidigung. Früh im Rückstand rang man um Fassung, beide Auszeiten des ersten Satzes sollten Ruhe stiften und die orientierungslosen Spieler wieder sortieren. Dies gelang allerdings nur bedingt. Schon deutlicher im Verlaufe des ersten Spielabschnitts zurückliegend, konnte die Krifteler Startformation mit Felix Blume, Tim Schön, Florian Bonadt, Christoph Liebenow, Danny Schleuning, Philipp Marx und Julian Schulz nur noch auf vier Zähler bis zum 21:25-Satzendstand herankommen.
Auch im zweiten Durchgang setzte sich zunächst das gewohnte Bild fort. Bliesen lag schnell mit vier bis fünf Punkten in Führung. Zwischenzeitlich war Markus Floren für den etwas glücklos agierenden Philipp Marx auf der Diagonalposition ins Spiel gekommen, doch Kriftel brauchte erneut sehr lange, bis die eigenen Bemühungen im Spielaufbau Struktur erhielten und somit auch die Angriffe erfolgreicher wurden. Die Obststädter mussten sich jeden einzelnen Punkt hart erkämpfen. Klare Angriffsaktionen blieben in der Folge eher selten, während Bliesen durch ein deutlich strukturierteres Aufbauspiel auffiel und den Krifteler Block immer wieder scheinbar mühelos ausspielen konnte. Ab Mitte des Satzes war es vor allem Blume, der sich steigerte und ein ums andere Mal im Aufschlag und im Angriff druckvoll dagegenhielt. Schön und Bonadt, die beiden anderen Hauptanlaufstellen von Zuspieler Schleuning, sorgten in dieser Phase mit weiteren gelungenen Aktionen dafür, dass das Spiel erstmals ausgeglichen gestaltet werden konnte. Ohne eine wirkliche Schwächephase der Gastgeber, musste Kriftel aber weiter kämpfen, um dran zu bleiben. Bis zum 22:22 gelang dies auch sehr gut, ehe zwei aufeinanderfolgende strittige Schiedsrichterentscheidungen den Bliesenern zwei Satzbälle bescherten. Einen davon wehrte Blume zwar noch ab, doch gegen den zweiten waren die Krifteler schließlich machtlos, da erneut das Schiedsgericht diesen Punkt mit einer diskutablen Entscheidung zu Gunsten der Heimmannschaft nach Bliesen vergab.
Der mehr als unglückliche Satzausgang und die Unzufriedenheit mit dem Schiedsgericht führten zu einem sehr fahrigen Start in den Schlussabschnitt. Erneut lag man schnell im Rückstand, und es dauerte wieder bis etwa zur Mitte des Satzes, um die verloren gegangene Struktur im eigenen Spiel allmählich zurück zu gewinnen. Vor allem Blume, der mittlerweile beste Krifteler Akteur, stemmte sich mit aller Gewalt gegen die drohende Niederlage und trug entscheidend dazu bei, dass Kriftel wieder Anschluss fand. Fortan entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zweier in dieser Phase sehr gut spielenden Mannschaften, den letztlich das Team mit dem stärkeren Siegeswillen für sich entscheiden sollte. Beim Stand von 21:21 schien noch alles möglich, doch unnötige und vermeidbare Eigenfehler führten schließlich zum 22:25-Satzverlust und zur 0:3-Niederlage gegen den verdienten Sieger aus Bliesen. Auch die Anfeuerungsrufe der nicht eingesetzten Spieler Philipp Pagels, Dennis Kemmerer und Jan Röling, der nach seiner tollen Leistung letzte Woche erneut das Krifteler Team ergänzen durfte, nutzten nichts mehr.
Die Enttäuschung im Krifteler Lager war groß, und man haderte neben anderen externen Einflüssen insbesondere mit dem Schiedsgericht. Die Volleyballerfahrung lehrt allerdings, dass man sich in fremder Halle bei knappen Spielständen nicht unbedingt auf die Gunst der Unparteiischen verlassen kann. Bewehrtes Mittel in solchen Situationen ist die Vermeidung enger Spielverläufe. Doch diese Möglichkeit nutzte das Team von Trainer Haratym diesmal nicht. Zu anfällig und unstrukturiert war das Krifteler Spiel, um gegen starke und selbstbewusste Bliesener zu dominieren. Die Mannschaft um Kapitän Dennis Kemmerer ist indes gut beraten, die Gründe der Niederlage nicht in externen Faktoren zu suchen, die man selbst nicht beeinflussen kann, sondern vielmehr die eigene Leistung und Einstellung des vergangenen Samstagabends kritisch zu hinterfragen. Sowohl spielerisch als auch mental war man nicht auf Augenhöhe mit dem Gegner aus dem Saarland. Vielleicht waren die Aufgaben der letzten Wochen auch zu leicht und täuschten über die Defizite im eigenen Spiel ein wenig hinweg. Ohne Routinier Michael Kern auf der Diagonalposition war das Krifteler Spiel an diesem Abend leider zu unausgewogen.
Nun gilt es für die junge Krifteler Mannschaft, das Spiel möglichst schnell abzuhaken. Die Niederlage ist kein Beinbruch. Weiterhin führen die Obststädter, jetzt noch mit 3 Punkten Vorsprung, die Tabelle der Regionalliga Südwest an und haben im Kampf um die Meisterschaft noch alle Trümpfe in eigener Hand. Für die kommenden Aufgaben, darunter auch die beiden schweren Auswärtsspiele in Elgershausen und Hünfeld, sollte die Mannschaft von Trainer Haratym jedoch aus dieser vermeidbaren Niederlage ihre Schlüsse ziehen.